«Wir lösen das Natikader auf»
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«Wir lösen das Natikader auf»

Im August findet für die Schweizer Männer Nationalmannschaft die Heim WM in Winterthur statt. Dabei träumen die Schweizer vom ganz grossen Triumph. Um die optimalen Voraussetzungen dafür zu schaffen, haben die Nationaltrainer Oliver Lang und Hanspeter Brigger den Selektionsprozess komplett umgekrempelt.

Oliver Lang, Sie haben gemeinsam mit Ihrem Co-Trainer Hanspeter Brigger ein grundlegend neues Selektionskonzept erarbeitet für die Männer Nationalmannschaft im Hinblick auf die WM 2019 in Winterthur. Wie genau sieht das aus?

Vereinfacht gesagt lösen wir das Natikader auf und verzichten damit auch auf das gesamte Selektionsprozedere, das wir in den letzten Jahren jeweils durchgeführt haben. Eine Woche vor der WM werden wir die stärksten Spieler der Schweiz für die WM einladen und die werden für die Schweiz spielen.

Was erhoffen Sie sich von diesem neuen Konzept?
Ich habe mich an der Euro geärgert, dass ich auf mehrere Spieler verzichten musste, die in der Meisterschaft regelmässig gespielt haben, aber der Nati nicht zur Verfügung standen. Das neue Selektionskonzept soll es ermöglichen, dass alle Spieler dabei sein können, auch wenn man sich noch nicht im Januar oder Februar für die Nati verpflichtet hat. So haben die aktuellen Nationalspieler dieselben Chancen wie ehemalige Nationalspieler und solche, die bisher noch nie dabei waren. Dank dem neuen Konzept haben die Spieler weniger fixe Termine und wir haben weniger administrativen Aufwand mit dem Selektionsprozess.

Trotzdem sind ab Mai regelmässige Abendtrainings vorgesehen. Was hat es damit auf sich?
Ich werde bei verschiedenen NLA-Team alle zwei bis drei Wochen ein Abendtraining durchführen und dazu einige Spieler einladen, die aus meiner Sicht für die WM in Frage kommen. Es ist aber nicht so, dass jemand nicht an der WM dabei ist, weil er an diesem Abend verhindert ist. Die Abendtrainings sollen den Spielern jedoch eine Gelegenheit bieten, um sich zu präsentieren und mir zu zeigen, dass sie an die WM wollen.

Was sind denn die Anforderungen, damit man sich Chancen ausrechnen darf, um an der WM dabei zu sein?
Man muss Stammspieler sein in der höchsten Liga. Dies damit ich die Spieler regelmässig im Einsatz beobachten kann und weiss, dass sie die nötige Spielpraxis mitbringen.

Wann werden Sie zum ersten Mal eine Selektion bekannt geben?
Für das Länderspiel in Aarau am 23. Juni wird es erstmals eine Selektion geben. Dort möchte ich das Grundgerüst des WM-Teams dabei haben, denn das Duell gegen Deutschland ist das einzige Vorbereitungsspiel für die WM. Aber auch dort gilt: Nur weil ein Spieler am Länderspiel in Aarau dabei ist, heisst das noch lange nicht, dass er für die WM gesetzt ist. Und auch wenn jemand kein Aufgebot für Aarau erhält, kann er sich noch für die WM aufdrängen.

Wann fällt denn der definitive Selektionsentscheid?
Eine Woche vor der WM.

Ist es nicht ein Risiko, die Spieler erst so kurz vor der WM zu selektionieren? So bleibt ja kaum Zeit, um die taktischen Elemente und die Automatismen gemeinsam zu trainieren.
Der Kern der Mannschaft steht ja seit einigen Jahren und der wird sich wegen des angepassten Selektionskonzepts nicht grundlegend ändern. Kommt hinzu, dass alle Spieler, die an der WM dabei sein werden, in ihren Vereinen regelmässig gespielt haben. Die Spielpraxis auf nationalem und internationalem Parkett haben sie also. Zudem dauert die WM eine Woche. Wir sind eine Turniermannschaft und finden uns mit jedem Tag besser. Ich bin mir absolut sicher: Wir werden bereit sein, wenn es an der WM um die Medaillen geht

Warum kommt der Wechsel zu diesem Selektionskonzept erst im Hinblick auf die WM? Hätte man das nicht besser schon im letzten Jahr an der EM getestet, wo für die Schweiz noch etwas weniger auf dem Spiel stand?
Wir haben nicht zuletzt an der EM festgestellt, dass wir ohne die allerbesten Spieler unseres Landes gegen Deutschland wohl nicht gewinnen können. An der WM wollen wir aber genau das schaffen. Deshalb kommt der Wechsel des Konzepts zur richtigen Zeit.