Schweizer Frauen gehen leer aus
Die Bilder glichen sich: Wie die Männer tags zuvor kämpften auch die drei Schweizer Gewehrschützinnen an den Europameisterschaften im Dreistellungsmatch mit ihrer Stehendstellung. Kniend und liegend waren Nina Christen, Vanessa Hofstetter und Marina Bösiger auf Augenhöhe mit der Konkurrenz, stehend hingegen verloren sie den Anschluss.
Beste Schweizerin wurde Nina Christen auf Rang 22. Auch die Juniorinnen schossen den Dreistellungsmatch – mit demselben Resultat. Valentina Caluori – zwischenzeitlich auf Rang 3 klassiert – verlor stehend an Boden und schloss den Wettkampf als beste Schweizerin auf dem 17. Rang ab.
In der Stehendstellung genügen die Schweizer Schützinnen und Schützen derzeit den Anforderungen nicht: Wie schon die Männer am 26. Juli verloren tags darauf auch die Frauen zu viele Punkte auf die internationale Konkurrenz. Es schien fast, als liefe im 50m-Stand in Baku eine Wiederholung des Films vom Vortag. Wie Jan Lochbihler lag auch Nina Christen nach den je 20 Kniend- und Liegendschüssen auf Finalkurs. Doch stehend passte es plötzlich nicht mehr. Sie habe sich gut gefühlt, sagt Nina Christen. «Aber ich hatte grosse Probleme mit dem Timing.» Die Schüsse seien entweder zu früh oder zu spät weg. So schlichen sich zu viele Neuner und Achter ein. Von einem Platz unter den besten Acht rutschte sie auf den 22. Platz ab. Die 182 Punkte stehend (572 total) genügen international nicht. Ärgerlich seien vor allem die zwei Achter in den letzten beiden Schüssen, so Christen. Hätte die Nidwaldnerin sauber ausgeschossen, wäre zumindest ein Rang in den Top 15 herausgekommen. Auch Marina Bösiger kämpfte im Stehendanschlag mit dem Timing. Ein Materialproblem warf sie schon zu Beginn des Wettkampfs aus der Bahn. «Danach habe ich mich zu stark auf den Wind und zu wenig auf meine Arbeit konzentriert», so die Solothurnerin. Mit 565 Punkten belegte sie den 42. Rang. Zwei Plätze und einen Punkt besser schloss Vanessa Hofstetter den Wettkampf ab. Sie hat wie die Männer diesen Frühling ihre Stehendstellung angepasst. Was sich langfristig ausbezahlen soll, hat sich kurzfristig gerächt. «Mir fehlt noch die Sicherheit», erklärt die Bernerin.
Juniorinnen: Drei Punkte fehlen für den Final
Die Juniorinnen absolvierten kurz nach den Frauen ebenfalls den Dreistellungsmatch Gewehr 50m. Beste Schweizerin war Valentina Caluori. Die Bündnerin zeigte kniend (192) und liegend (198) eine hervorragende Leistung. Zwischenrang 3 nach zwei Drittel des Programms liessen hoffen. Doch ihr passierte dasselbe wie Nina Christen keine zwei Stunden zuvor: Stehend startete sie mit einer Acht und zwei Sieben. Zwar fing sie sich noch etwas, zu mehr als 566 Punkten (176 stehend) und Rang 17 reichte es nicht. Besonders ärgerlich: Drei Punkte mehr und Valentina Caluori wäre im Final mit dabei gewesen. «Stehend ist nicht meine Stärke», sagt sie. Die beiden anderen Schweizerinnen folgen auf den Rängen 38 und 39, beide mit 558 Punkten. Chiara Leone konnte sich nach dem verkorksten Auftritt im Liegendmatch rehabilitieren. Sie zeigte einen sehr soliden Wettkampf. Muriel Züger begann kniend hervorragend, fiel dann aber aus dem Rhythmus. «Das gute Gefühl war plötzlich weg», sagt sie. Das Resultat: eine 86er-Passe, die sie weit zurückwarf. Doch Muriel Züger gab nicht auf und zeigte liegend einen sehr guten und stehend einen ihren Erwartungen entsprechenden Wettkampf.
Heidi Diethelm Gerber ist auf Finalkurs
Für den Lichtblick des Tages sorgte Heidi Diethelm Gerber. Die Olympiabronzemedaillengewinnerin zeigte in ihrer Paradedisziplin Pistole 25m einen starken ersten Teil der Qualifikation. In der Präzision erzielte sie 292 Punkte (10 Innenzehner), war damit zweitbeste Schützin und liegt nun sehr gut im Rennen für einen Finalplatz. Am 28. Juli steht um 7 Uhr (Schweizer Zeit) der zweite Teil der Qualifikation (Schnellfeuer) auf dem Programm. Der Final ist um 9.30 Uhr (Schweizer Zeit) angesetzt. Sandra Stark, die zweite Schweizerin im Pistolen-Wettkampf, zeigte eine achtbare Leistung. Mit 282 Punkten liegt sie auf dem 31. Zwischenrang.