Im Entwicklungsprozess
Die Schweizer Frauen bestreiten am Wochenende die WM-Qualifikation in Weissrussland. Nationaltrainer Jesper Holmris im Interview vor der Ausscheidung.
Jesper Holmris: «Das ist nicht einfach zu kompensieren»
Die Schweizer Frauen bestreiten am Wochenende in Minsk die WM-Qualifikation. In der Gruppe mit Weissrussland, der Türkei und Kosovo wäre der zweite Platz gefordert, um den erstmaligen Playoff-Einzug seit 2004 Tatsache werden zu lassen. Nationaltrainer Jesper Holmris im Interview über die Vorbereitung, die Gegner und den aktuellen Entwicklungsstand seiner Mannschaft.
Jesper Holmris, wie ist die Vorbereitung mit den Länderspielen in Slowenien und den Trainingstagen in Schaffhausen verlaufen?
Jesper Holmris: Insgesamt ist es aus meiner Sicht gut gegangen. Wir haben in Slowenien zwei gute Partien abgeliefert. Wir hatten vorab defensiv gegen den individuell starken Gegner zwar Mühe: Da haben wir keine nachhaltigen Lösungen gefunden und total fast 70 Tore erhalten. Aber wir haben selbst vor allem offensiv auch gute Ansätze gezeigt. Unser Gegenstoss war so gut wie noch nie. Wir haben viele positive Sachen gesehen, die wir mitnehmen können.
Nach den Rücktritten von mehreren Leistungsträgerinnen im vergangenen Sommer steht die aktuelle Saison auch im Zeichen eines Neubeginns. Wie weit ist die Mannschaft in ihrer Entwicklung?
Jesper Holmris: Wir merken natürlich, dass wir im Sommer an Breite im Kader eingebüsst haben. Das ist momentan nicht ganz einfach zu kompensieren. In der Deckung sowie offensiv auf der rechten Seite haben wir derzeit deutlich weniger Möglichkeiten als noch in der vergangenen Saison. Unsere jungen Debütantinnen Catherine Csebits, Selina Jordi oder Laura Masset haben das gut gemacht, aber es fehlt ihnen natürlich noch die internationale Erfahrung.
Wie sind die Gegner an der WM-Qualifikation einzuschätzen?
Jesper Holmris: Das ist schwierig zu sagen. Weissrussland ist für mich der klare Favorit, gerade mit dem Heimvorteil. Sie haben eine enorm starke Deckung und sie haben in der EM-Qualifikation zuletzt auswärts gegen Rumänien gewonnen. Das ist ein beeindruckender Leistungsausweis. Die Türkinnen haben in den vergangenen Jahren handballerisch einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht, das erkennt man nicht zuletzt an den Vereinsmannschaften im Europacup. Die Türkei verfügt über zwei, drei Topspielerinnen, und die Mannschaft arbeitet sehr professionell. Auf Kosovo bin ich gespannt, weil wir über diesen Gegner nicht allzu viel wissen. Sicher ist, dass wir auch in diesem Spiel gegen den vermeintlichen Aussenseiter eine Topleistung zeigen müssen, um zu gewinnen.
Mit welcher Einstellung oder Zielsetzung wird die SHV-Auswahl in das Turnier starten?
Jesper Holmris: Wir sind international vergleichsweise unerfahren und verfügen über ein eher schmales Kader. Wir sind also sicher nicht die Favoriten – aber wir können überraschen. Wir haben in den vergangenen Monaten gute Resultate erzielt und reisen mit Selbstvertrauen nach Weissrussland. Uns ist jedoch bewusst, dass alle unsere Schlüsselspielerinnen im richtigen Moment absolute Topleistungen abrufen müssen, wenn eine Überraschung möglich werden soll.
Nationalmannschaft Frauen
Aufgebot für die WM-Qualifikation
Brütsch Manuela (HSG Bad Wildungen/D, 112 Länderspiele/0 Tore)
Csebits Catherine (IK Skovbakken Handbold/Dä, 2/2)
Dokovic Sladana (LC Brühl St. Gallen, 5/0)
Frey Lisa (Spono Eagles, 41/100)
Frey Noëlle (Spono Eagles, 44/80)
Haag Stephanie (LC Brühl St. Gallen, 52/66)
Hodel Xenia (Spono Eagles, 11/32)
Ineichen Seline (NSU Neckarsulmer Sport-Union/D, 37/17)
Jordi Selina (DHB Rotweiss Thun, 2/0)
Kündig Kerstin (LC Brühl St. Gallen, 43/65)
Masset Laura (LK Zug, 2/2)
Murer Jenny (LC Brühl St. Gallen, 10/15)
Özcelik Zerin (LC Brühl St. Gallen, 8/2)
Scherer Sibylle (LK Zug, 40/107)
Weigelt Karin (HBC Celles/Belle/F, 116/357)
Wyder Pascale (Spono Eagles, 19/12)