
Ich weiss nicht, was ich in Zukunft machen werde
Das Unheil begann vor elf Jahren. Susanne Svendsen wurde im Rad-Training von einem Auto erfasst. Das linke Knie der dänischen Duathletin wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Der Arzt diagnostizierte ihr eine 10-prozentige Invalidität.
Smiling Susan kämpfte sich aber zurück und bestritt wieder Rennen. Im letzten Jahr verdrehte sie sich an den Duathlon-Kurzdistanz-Weltmeisterschaften das linke Knie. Eine Magnetresonanz-Untersuchung des Knies ergab eine Osteoarthritis, also eine Entzündung, die vom Knochen auf ein Gelenk übergeht. Svendsen bekam eine Spritze und begann mit Kraftübungen. So konnte die 38-jährige Dänin Ende Februar 2017 den Powerman Spanien auf Mallorca und ein erfolgreiches Trainingslager bestreiten. Wieder zurück in Dänemark meldeten sich die Knieschmerzen sturmartig zurück. Eine neuerliche MR-Untersuchung brachte einen Stressbruch in ihren Knochen ans Tageslicht. Ein paar Wochen danach riet ihr der dänische Duathlon-Nationaltrainer eindringlich, ihre aktive Duathlon-Karriere sofort zu beenden.
Warum müssen Sie Ihre Duathlon-Karriere per sofort beenden?
Susanne Svendsen: Vor elf Jahren wurde ich auf dem Velo fahrend in einen wirklich schlimmen Autounfall verwickelt. Mein linkes Knie wurde von der Vorderseite des Autos erfasst. Im Spital bekam ich vom Arzt die Diagnose, dass ich zu 10 Prozent invalid sei. Weil aber der Arzt nicht sagte, dass ich in Zukunft keinen Sport mehr betreiben dürfe, setzte ich meine Duathlon-Karriere fort. Ich ging zu einem Chiropraktiker und liess mich über längere Zeit intensiv massieren. Niemand warnte mich davor, dass ich eine Osteoarthritis bekommen könnte. Ostoearthritis ist eine Entzündung, die vom Knochen her auf ein Gelenk übergeht. Im letzten Jahr verdrehte ich mir an den Duathlon-Kurzdistanz-Weltmeisterschaften das linke Knie. Da die Schmerzen danach immer heftiger wurden konnte ich nicht mehr rennen. Ich ging dann zu einem Spezialist, der eine Magnetresonanz-Untersuchung des havarierten Knies machte. Die Diagnose lautete auf Osteoarthritis – es war fast kein Knorpel mehr vorhanden. Ich bekam eine Spritze und begann mit ein paar Kraftübungen. Die Situation verbesserte sich und ich war imstande, Ende Februar den Powerman Spanien auf Mallorca zu bestreiten und hatte danach ein erfolgreiches Trainingslager. Als ich von Mallorca zurück nach Hause kam, meldeten sich auch die Knieschmerzen sturmartig zurück. Ich ging wieder zum Arzt, der eine neuerliche MR-Untersuchung einleitete, die einen Stressbruch in meinen Knochen ans Tageslicht brachte.
War der Powerman Spanien auf Mallorca am 25. Februar 2017 Ihr letztes Rennen in Ihrer Karriere?
Ja, das ist so. Unser Duathlon-National-Coach befahl mir mehr oder weniger mit Rennen sofort aufzuhören bevor ich irreparable Schäden davontragen würde. Dabei hätte ich am 10. Juni noch so gerne an den ETU Challenge Middle Distance Triathlon European Championships hier im dänischen Herning teilgenommen …
Werden Sie in Zukunft überhaupt noch Sport treiben können?
Oh, diese Frage kann ich zur Zeit noch nicht beantworten. Wenn der Stressbruch geheilt ist, möchte ich wieder Radfahren und Schwimmen – aber ob ich je wieder rennen kann und wie lange und wie intensiv, steht in den Sternen geschrieben.
Wie verdienen Sie sich in Zukunft Ihren Lebensunterhalt?
Das ist eine gute Frage. Ich bin gelernte Kindergärtnerin, aber ich kann mir nicht vorstellen, in diesen Beruf zurückzukehren. Ich mache mir ständig Gedanken, was ich in Zukunft arbeiten könnte, alles ist möglich.
Was war Ihr Karriere-Höhepunkt?
Ah, jedes Rennen war grossartig in meiner Karriere. Aber es gab da einen ganz speziellen Wettkampf im Jahre 2011, als ich in Österreich zum ersten Mal ein Rennen der Powerman-Serie gewinnen konnte. Zudem bezwang ich damals Erika Csomor, die Powerman-Königin schlechthin. Ich konnte die Ungarin um mehr als sechs Minuten distanzieren. Das war unfassbar und dieser wunderbare Tag wird mir ewig in Erinnerung bleiben.
Sie schaffte es an den Duathlon-Langdistanz-Weltmeisterschaften in Zofingen zweimals aufs Podest, nämlich 2015 und 2016. Welcher dieser beiden 3. Plätze wird Ihnen mehr in Erinnerung bleiben?
Das erste Mal in Zofingen aufs WM-Podest steigen zu können, war ein fantastisches Gefühl. Aber ein Jahr danach diesen 3. Platz bestätigen zu können, obwohl die Renn-Vorbereitungen alles andere als ideal waren, war ebenso toll. Es ist aber sehr hart, zu wissen, dass ich nie mehr auf dieses einzigartige WM-Podest in Zofingen steigen kann.
Sie sind als smiling Susan der ganzen Duathlon-Welt bekannt. War der Duathlon für Sie so etwas wie Liebe auf den ersten Blick?
Ja, ich denke schon. Schon als Kind gab es für mich nur Rennen und Velofahren. Als meine Freunde mit dem Moped herumkurvten, blieb ich dem Velo treu. Vor 17 Jahren bestritt ich mein erstes Duathlon-Rennen und gewann dieses sogleich. So liebte ich diese Sportart quasi vom ersten Tag an.
Können Sie überhaupt ohne Duathlon leben?
Das ist eine harte Frage – ich weiss es nicht. Ich werde immer die Nähe zu dieser Sportart suchen und ich werde mich dafür einsetzen, um diese Sportart noch bekannter und beliebter zu machen.
Könnten Sie sich vorstellen, einen Job im Duathlonbereich anzunehmen?
Vielleicht, aber zur Zeit habe ich überhaupt noch keine Ahnung, was ich in Zukunft tun werde.
Sind Sie am 3. September 2017 beim 29. Powerman Zofingen als Zuschauerin vor Ort?
Ja, ich werde da sein und die Weltmeisterschaften als Zuschauerin mitverfolgen. Das wird für mich aber eine verdammt harte Sache, aber ich will all den wunderbaren Athletinnen und Athleten, denen ich in meiner Karriere begegnet bin, auf Wiedersehen sagen. Zudem ist es quasi auch noch einmal ein Nachhause kommen!
Interview: Raphael Galliker
Bildlegende: Susanne Svendsen kann ihr Glück kaum fassen, als sie ihren WM-Bronze-Platz an den 2016 Zofingen ITU Powerman Long Distance Duathlon World Championships verteidigen kann. Rechts neben ihr ist die Schweizer Vize-Weltmeisterin Nina Brenn.
Foto: Raphael Galliker