
Hamilton nach Sieg wieder an Rosberg dran
Lewis Hamilton gewinnt den nach einem schweren Unfall von Kimi Räikkönen und einer Stunde Unterbruch neu gestarteten Grand Prix von Grossbritannien. Der Engländer siegt in der Heimat zum zweiten Mal.
Die Entscheidung im teaminternen Duell der Mercedes-Fahrer fiel nach etwas mehr als der halben Distanz. Der führende Nico Rosberg musste wegen eines Getriebeschadens kapitulieren. Es war der erste Ausfall des Deutschen in der laufenden Saison; in den vorangegangenen acht Grands Prix war er dreimal Erster und fünfmal Zweiter geworden.
Rosbergs Pech war Hamiltons Glück. Für den Briten war danach der Weg frei zu seinem fünften Sieg in der laufenden Saison - und dem zweiten im Heimrennen. In Silverstone hatte Hamilton schon 2008, damals noch in Diensten von McLaren, triumphiert. In der WM-Gesamtwertung machte Hamilton den Rückstand auf Rosberg praktisch mit einem Schlag wieder wett. Als Zweitplatzierter liegt er nun noch vier Punkte hinter dem Deutschen zurück.
Bei der Siegerehrung flankiert wurde Hamilton vom Finnen Valtteri Bottas, der sich im Williams nach Rang 3 vor zwei Wochen in Österreich seinen zweiten Podestplatz sicherte, und dem Australier Daniel Ricciardo im Red Bull.
Im neunten Rennen des Jahres hatte Adrian Sutil die Hoffnung auf die erste Klassierung in den punkteberechtigenden ersten zehn Rängen geschürt. Der Deutsche mit Wohnsitz im Kanton Solothurn war im ersten Teil des Rennens durchaus konkurrenzfähig und legte seinen Zwischenhalt zum Reifenwechsel an zehnter Stelle liegend ein. Mit der härteren Gummimischung kam Sutil dann aber weniger gut zurecht, so dass es in der Schlussabrechnung nur zu Rang 13 reichte. "Mit dem zweiten Reifensatz war ich nicht mehr schnell genug. Ich konnte deshalb nicht mehr attackieren und musste vielmehr meine Position verteidigen", resümierte Sutil.
Esteban Gutierrez kam nach einem gelungenen Start, dank dem er sich gleich um sieben Positionen auf Platz 12 verbesserte, nur zehn Runden weit. Der Mexikaner schied nach einer Kollision mit Pastor Maldonado im Lotus aus. Gutierrez schob die Schuld dem Venezolaner zu. "Als ich ihn in Kurve sechzehn überholen wollte, zog er beim Anbremsen nach innen und liess mir keinen Platz. Ich konnte die Kollision nicht verhindern." Viele der Beobachter und vor allem die Rennkommissäre sahen den Sachverhalt anders. Die Regelhüter machten Gutierrez als Auslöser des Vorfalls aus und sanktionierten das Vergehen nachträglich mit der Rückversetzung um drei Plätze in der Startaufstellung für den Grand Prix von Deutschland in zwei Wochen in Hockenheim.
Der glücklicherweise glimpflich abgelaufene Unfall ereignete sich in der ersten Runde. Räikkönen, der im Ferrari von der Strecke abgekommen war, wurde bei der Rückkehr auf die Piste bei einer Bodenwelle abgehoben, verlor die Kontrolle über das Auto und schlug beidseits der Piste heftig in den Leitplanken ein. Der Finne entstieg dem schwer beschädigten Wagen aus eigener Kraft, wurde zur medizinischen Kontrolle aber in die Klinik auf dem Rennplatz überführt. Gemäss ersten Diagnosen soll er sich eine Knöchelverletzung zugezogen haben.
Unverschuldet in den Zwischenfall verwickelt war auch Felipe Massa. Der Brasilianer musste abrupt bremsen, um eine womöglich folgenschwere Kollision mit dem quer über die Strecke schlitternden Ferrari zu verhindern. Massa beschädigte dabei unter anderem die vordere Radaufhängung am Williams und wurde so zur Aufgabe gezwungen. Das Jubiläum verkam derart zum kurzen Auftritt. Massa startete in Silverstone zu seinem 200. Grand Prix in der Formel 1.
Zur Bergung des Ferrari und zur Reparatur der Leitplanken wurde das Rennen abgebrochen und nach einer Pause von rund einer Stunde hinter dem Safety-Car noch einmal gestartet. Primär die Wiederinstandstellung des havarierten Sicherheitszauns nahm viel Zeit in Anspruch.
Silverstone (Eng). Grand Prix von Grossbritannien: 1. Lewis Hamilton (Gb), Mercedes. 2. Valtteri Bottas (Fi), Williams-Mercedes, 30,1 zurück. 3. Daniel Ricciardo (Au), Red Bull-Renault, 46,4. 4. Jenson Button (Gb), McLaren-Mercedes, 47,3.5. Sebastian Vettel (De), Red Bull-Renault, 53,8. 6. Fernando Alonso (Sp), Ferrari, 59,9. 7. Kevin Magnussen (Dä), McLaren-Mercedes, 62,5. 8. Nico Hülkenberg (De), Force India-Mercedes, 88.6. 9. Daniil Kwjat (Russ), Toro Rosso-Renault, 89,3. 10. eine Runde zurück: Jean-Eric Vergne (Fr), Toro Rosso-Renault. Ferner: 13. Adrian Sutil (De), Sauber-Ferrari. - Ausgeschieden u.a.: Esteban Gutierrez (Mex), Sauber-Ferrari; Nico Rosberg (De), Mercedes; Kimi Räikkönen (Fi), Ferrari; Felipe Massa (Br), Williams-Mercedes.
WM-Stand (nach 9 von 19 Rennen). Fahrer: 1. Rosberg 165. 2. Hamilton 161. 3. Ricciardo 98. 4. Alonso 87. 5. Bottas 73. 6. Vettel 70. 7. Hülkenberg 63. 8. Button 55. 9. Magnussen 35. 10. Massa 30. - Teams: 1. Mercedes 326. 2. Red Bull-Renault 168. 3. Ferrari 106. 4. Williams-Mercedes 103. 5. Force India-Mercedes 91. 6. McLaren-Mercedes 90. 7. Toro Rosso-Renault 15. 8. Lotus-Renault 8. 9. Marussia-Ferrari 2. 10. Sauber 0.