Fässler in Le Mans von Porsche geschlagen
Automobilsport

Fässler in Le Mans von Porsche geschlagen

Porsche feiert beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans einen Doppelsieg. Titelverteidiger Marcel Fässler muss sich im einen Auto von Audi mit Platz 3 begnügen.

Obschon Porsche im Qualifying dominiert hatte, kam der Triumph für die Nobelmarke aus dem VW-Konzern letztlich etwas überraschend. Nach 16-jähriger Absenz war Porsche erst im vergangenen Jahr in die höchste Sportwagen-Klasse zurückgekehrt. Seither resultierte in den zehn Rennen vor jenem in Le Mans nur ein Sieg - am 30. November 2014 in São Paulo. Audi musste sich derweil nach zuletzt fünf Siegen de suite wieder einmal in Le Mans geschlagen geben. Vor der 83. Austragung des Klassikers an der Sarthe war der Autohersteller aus Ingolstadt letztmals 2009 (von Peugeot) besiegt worden. Heuer erwiesen sich die Autos mit den vier Ringen im Rennmodus jedoch überraschend als weniger standfest und zuverlässig als jene von Porsche.

Vor den 24 Stunden in Le Mans hatte sich Porsche in diesem Jahr sowohl in Silverstone (Gb) als auch in Francorchamps (Be) jeweils dem Audi mit Marcel Fässler knapp geschlagen geben müssen. Diese zweiten Plätze fuhr Neel Jani mit seinen Teamkollegen Romain Dumas (Fr) und Marc Lieb (De) heraus, im Nordwesten Frankreichs vermochte dieses Trio jedoch nicht in den Kampf um den 1. Rang einzugreifen. Diesen eroberte stattdessen der Porsche 919 Hybrid mit der Nummer 19, an dessen Steuer sich der prominente deutsche Le-Mans-Debütant Nico Hülkenberg, der erst 24-jährige Neuseeländer Earl Bamber (ebenfalls ein Rookie) sowie der Brite Nick Tandy abwechselten. Sie verwiesen die Markenkollegen Timo Bernhard (De), Brendon Hartley sowie Mark Webber, den neunmaligen australischen GP-Sieger in der Formel 1, mit einer Runde Vorsprung auf Platz 2.

Fässlers fünfter Podestplatz

Acht Stunden vor Ende des dritten Rennens in der diesjährigen Langstrecken-WM musste Fässler den vorentscheidenden Rückschlag im Kampf um den prestigeträchtigen Sieg hinnehmen. Der Audi R18 e-tron quattro mit dem Schwyzer am Steuer wurde rückwärts in die Garage geschoben. Das Auto des Titelverteidigers hatte Teile am Heck verloren; die Reparaturarbeiten dauerten rund sieben Minuten. Etwas mehr als zwei Stunden vor Rennende musste der Audi mit der Nummer 7 innerhalb kurzer Zeit nochmals zweimal an die Box abbiegen.

Letztlich kamen Fässler und seine beiden Teamkollegen, der Deutsche André Lotterer und der Franzose Benoît Tréluyer, nicht über den 3. Rang hinaus. Der von Lotterer am Sonntagmittag aufgestellte Rennrunden-Rekord von 3:17,475 Minuten war dabei ein schwacher Trost. Nach dem Vorjahrestriumph und den Siegen in den ersten beiden Saisonrennen der Langstrecken-WM war Platz 1 in Le Mans das erklärte Ziel des seit vielen Jahren eingespielten Trios gewesen. Fässler, der Sieger von 2011, 2012 und 2014, errang in Le Mans seinen fünften Podestplatz. 2010 war er - ebenfalls bereits gemeinsam mit Lotterer und Tréluyer - Zweiter geworden.

Der Seeländer Jani, der die Pole-Position für Porsche an der Sarthe herausgefahren hatte, kam an 5. Stelle liegend um 01.15 Uhr im Auto mit der Nummer 18 von der Strecke ab und rutschte ins Kiesbett. Der Porsche 919 Hybrid konnte durch ein Abschleppfahrzeug aus der misslichen Lage befreit werden, dabei ging jedoch viel Zeit verloren. Der Traum vom erstmaligen Sieg in Le Mans war für den 31-jährigen Schweizer damit schon vor Rennhälfte vorbei. Am ersten Triumph von Rekordsieger Porsche bei den "24 Heures du Mans" seit 1998, als Laurent Aïello (Fr), Allan McNish (Gb) und Stéphane Ortelli (Monaco) in einem 911 GT1 den 16. Sieg für die Nobelmarke aus Stuttgart-Zuffenhausen errungen hatten, änderte dies jedoch nichts. Für Jani und seine Teamkollegen stand indes am Ende lediglich der 5. Rang zu Buche.

Buemi chancenlos

Deutlich im Schatten des Duells zwischen Porsche und Audi stand Toyota. Der Waadtländer Sébastien Buemi, der Langstrecken-Weltmeister des vergangenen Jahres, musste die Hoffnungen auf seinen dritten Podestplatz in Le Mans bereits nach fünf Stunden begraben. Sein britischer Teamkollege Anthony Davidson beschädigte den Toyota TS 040 Hybrid mit der Startnummer 1 im Zuge eines Fahrfehlers derart, dass eine mehrere Minuten dauernde Reparaturarbeit notwendig wurde. Um kurz nach Mitternacht lag Buemi bereits sechs Runden hinter der Spitze zurück. Am Ende resultierte mit neun Runden Rückstand auf Hülkenberg, Bamber und Tandy lediglich Platz 8.

Le Mans (Fr). Langstrecken-WM. 24-Stunden-Rennen: 1. Nico Hülkenberg/Earl Bamber/Nick Tandy (De/Neus/Gb), Porsche, 395 Runden (247,1 km/h). 2. Timo Bernhard/Mark Webber/Brendon Hartley (De/Au/Neus), Porsche, 1 Runde zurück. 3. Marcel Fässler/André Lotterer/Benoît Tréluyer (Sz/De/Fr), Audi, 2 Runden. 4. Lucas di Grassi/Loïc Duval/Oliver Jarvis (Br/Fr/Gb), Audi, 3 Runden. 5. Neel Jani/Romain Dumas/Marc Lieb (Sz/Fr/De), Porsche, 4 Runden. Ferner: 8. Sébastien Buemi/Anthony Davidson/Kazuki Nakajima (Sz/Gb/Jap), Toyota, 9 Runden.

Stand Langstrecken-WM (3/8, doppelte Punkte in Le Mans): 1. Fässler/Lotterer/Tréluyer 80. 2. Tandy 60. 3. Hülkenberg/Bamber 58. 4. Jani/Dumas/Lieb 57. Ferner: 8. Buemi/Davidson 27.